6. Dezember
Skipper rettet den Nikolaus
Es war in einer frostig-kalten Dezembernacht, kurz vor dem Nikolaustag, als plötzlich große Aufregung am Nordpol herrschte. Alle Weihnachtswichtel rannten hektisch durcheinander, das Eis glitzerte in bunten Farben, und doch – irgendetwas stimmte nicht. Der Nikolaus saß mit einem besorgten Gesichtsausdruck an seinem Schreibtisch. Sein Rentier Rudolph, mit der berühmten leuchtend roten Nase, war krank geworden! Rudolph lag schnupfend und hustend im warmen Stall und konnte den großen Schlitten dieses Jahr nicht ziehen. „Wie sollen die Kinder nun rechtzeitig ihre Geschenke bekommen?“, dachte der Nikolaus verzweifelt.
Da hatte er eine Idee. „Eine Stellenanzeige! Vielleicht gibt es irgendwo einen starken, erfahrenen Vierbeiner, der mir helfen kann!“
Gesagt, getan – und noch in derselben Nacht las man in der Tierwelt die spannende Nachricht: „Nikolaus sucht Schlittenhund für eine wichtige Mission! Kräftig, mutig und voller Abenteuerlust! Bewerbungen sofort.“
Die Nachricht verbreitete sich rasend schnell, und am nächsten Tag meldete sich tatsächlich jemand beim Nikolaus. Es war Skipper, ein großer, kräftiger Husky mit strahlend blauen Augen und einem herzlichen Lächeln. Skipper war ein wahrer Schlittenhund-Champion gewesen. Mit Koda, seinem Musher (so nennt man einen Schlittenhundeführer), hatte er viele Rennen gewonnen und Medaillen errungen. Aber vor einiger Zeit war sein geliebter Koda verstorben, und seitdem fehlte Skipper eine Aufgabe, die ihn wirklich erfüllte. Er sehnte sich danach, wieder gebraucht zu werden und etwas Gutes zu tun.
Als Skipper den Nikolaus zum ersten Mal traf, staunte er nicht schlecht. Der Nikolaus hatte eine rote, weiche Mütze auf und einen weißen, flauschigen Bart, der im Nordpollicht funkelte. „Skipper, alter Freund“, begrüßte er ihn mit einem warmen Lächeln, „du siehst aus wie genau der richtige Hund für diese besondere Aufgabe!“
Skippers Herz machte einen großen Sprung vor Freude. „Nikolaus“, sagte er voller Stolz, „es wäre mir eine Ehre, deinen Schlitten zu ziehen und all die Kinder auf der Welt glücklich zu machen.“
Und als Rudolph hörte, dass ein Schlittenhund ihn in diesem Jahr vertreten würde, war er unendlich erleichtert! „Danke, Skipper!“, sagte Rudolph und schniefte ein wenig. „Den Schlitten vom Nikolaus zu ziehen ist eine immens wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe und ich könnte mir keinen besseren Freund vorstellen, um für mich einzuspringen.“
Die Wichtel begannen sofort mit den Vorbereitungen. Sie banden die dicken, glänzenden Zügel an den Schlitten und luden die Geschenke sorgfältig auf. Skipper bekam sogar eine kleine rote Decke umgelegt, damit er im eisigen Wind nicht fror. Und als die Sterne am Himmel besonders hell funkelten und der Mond über die verschneiten Berge leuchtete, ging es endlich los!
Mit einem kräftigen „Ho, ho, ho!“ vom Nikolaus und einem lauten Bellen von Skipper startete der Schlitten wie der Blitz. Skipper zog mit all seiner Kraft immer schneller und schneller über die glitzernden Schneelandschaften, durch Wälder, über weite Felder und zu den Häusern der Kinder. Er spürte die kalte Luft auf seinem Fell, aber in seinem Herzen war ihm ganz warm, denn er wusste: Heute Nacht erfüllte er den Kindern einen großen Traum.
Am frühen Morgen, als alle Geschenke verteilt waren, kamen der Nikolaus und Skipper schließlich wieder am Nordpol an. Dankbar klopfte der Nikolaus Skipper auf die Schulter und lobte ihn: „Skipper, ohne dich wäre das alles nicht möglich gewesen. Du bist ein wahrer Held!“
Skipper wedelte stolz mit dem Schwanz und schnaufte zufrieden. In seinem Herzen wusste er, dass er wieder eine neue Bestimmung gefunden hatte. Von diesem Tag an gehörte er fest zum Nikolaus-Team und durfte seitdem jedes Jahr mit Rudolph gemeinsam den Schlitten ziehen – ein Abenteuer, das er sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte vorstellen können.
Und auch Rudolph war überglücklich. Er freute sich, in seinem neuen Freund einen treuen Gefährten gefunden zu haben. Zusammen verbreiteten sie Freude und Geschenke in der ganzen Welt und waren ein unzertrennliches Team.
© Ulla Friese, Taunus-Schnauzen